Aktualisiert am 30. August 2021

Soziale Arbeit ist nicht nur irgendeine Profession. Sie lebt von der Faszination, die von Menschen ausgeht. Sie lebt von der Freude am Komplizierten und Komplexen, am nicht völlig durch Analyse Erfassbaren und durch Konzepte Bewältigbaren. Soziale Arbeit ist Kommunikationskunst und Organisationskunst, allerdings nie l’art pour l’art. Dazu ist ihr Gegenstand, die Bewältigung menschlicher sozialer Probleme, zu ernst und ihr Handeln zu folgenreich. 

Peter Pantucek, Lebensweltorientierte Individualhilfe. Eine Einführung für soziale Berufe, Freiburg 1998 (Lambertus) S. 11

Wenn ich von der politischen Verantwortung unseres Berufsstandes spreche, meine ich nichts anderes als die unverrückbare Achtung auch vor der politischen Selbstbestimmung und Selbstverantwortung unserer KlientInnen, meine ich die vollständige, transparente und unübersehbare öffentliche Verfügbarkeit des gesamten sozialarbeiterischen Fachwissens und meine ich eine ausgezeichnete, praktisch hoch wirksame, verlässliche und solidarische Professionalität, die dazu imstande ist, den Menschen ihrem sozialen Leiden in der Gemeinschaft mit Menschen eine einlösbare Hoffnung zu sein. DAS ist das Mandat, das wir mit unserer Berufswahl übernommen haben. Das ist ein ausreichendes Mandat: ein rein professionelles. Ein darüber hinaus gehendes politisches Mandat haben wir qua Amt als Sozialarbeitende nicht und brauchen wir auch nicht. […] Wer ein darüber hinaus gehendes „echtes“ politisches Mandat haben will, soll sich gefälligst durch ein demokratisch legitimiertes Verfahren in eines der vielen verfügbaren, demokratisch legitimierten politischen Gremien wählen lassen und sich der dort vorhandenen demokratisch legitimierten Kontrollen unterwerfen. Selbst ernannte politische Mandatsträger, mögen sie von noch so edler politischer Gesinnung sein, sind in einem demokratischen Gemeinwesen nicht erwünscht und von keinerlei Nutzen.

Leo Lauwers (2001), Politische Arbeit braucht Fleißarbeit, nicht Marktgeschrei, in: Roland Merten (Hrsg), Hat soziale Arbeit ein politisches Mandat? Positionen zu einem strittigen Thema, Opladen (Leske und Budrich), S. 131-144, S. 142f

Wir erdulden diese Welt zunehmender Paradoxe und fahren trotzdem mit unseren täglichen Aktivitäten fort und üben unsere beruflichen Tätigkeiten aus. Wir sollten jedoch nicht nur passiv erdulden, sondern auch lernen, aktiv zu erdulden, Unglück und Schwierigkeiten auszuhalten, die Oberhand zu bewahren angesichts einer Flut von Unannehmlichkeiten, ein Hammer zu sein, statt eines Ambosses standhaft zu bleiben angesichts derart entmutigender Widersprüche und sich nicht ein­ schüchtern zu lassen durch das ungeheure Ausmaß der Probleme und Krisen. Aktives Erdulden bedeutet, die Verzweiflung durch Hoffnung zu ersetzen, fortzufahren, statt aufzugeben, fortzubestehen, statt sich angesichts von Schwierigkeiten zu ergeben, und zu helfen, unsere Klienten, unsere Gruppenangehörigen, unsere Mitglieder und uns selbst durch gegenseitige Hilfe zu unterstützen.

Louis Lowy (2019), Sozialarbeit unter extremen Bedingungen. Lehren aus dem Holocaust, Freiburg, Lambertus, S. 94

Soziale Arbeit als die Königsdisziplin im psychosozialen Arbeitsfeld

Wie die Zehnkämpfer in der Leichtathletik haben SozialarbeiterInnen in vielen unterschiedlichen Disziplinen studiert und beherrschen die unterschiedlichsten Handlungsarten: Sie sind die Schnittstelle zwischen Klienten und den unterschiedlichsten Professionen, sie kennen sich aus und vermitteln zwischen Klienten und Profis. Sie haben einen verantwortungsvollen Beruf, in dem sie tagtäglich eine Vielzahl von kleinen und großen Entscheidungen treffen, die für viele Menschen häufig weitreichende Folgen für haben.

 

 

SelbstHandeln – 5. Merseburger Tagung zur systemischen Sozialarbeit

Was immer ich tue, verändert die Welt! (Heinz von  Foerster) Wer möchte, dass sich etwas verändert, kann selbst etwas tun, kann beginnen, sich für Veränderung einzusetzen. Dies gilt für Einzelne, die sich und ihr Verhalten, ihre Lebensbedingungen und ihre Chancen für die Zukunft verändern wollen. Und dies gilt für größere Zusammenhänge, bezogen auf die Profession der Sozialen Arbeit und auf gesellschaftspolitische Prozesse: Es braucht jemanden, der beginnt, der sich traut, der sich einsetzt. Systemische Sozialarbeit lebt von der Idee, dass jede/r Einzelne der Experte für ihr oder sein eigenes Leben ist, dass jeder Mensch selbstbestimmt und eigensinnig ist, und dabei auch selbst mitverantwortlich ist dafür, wie es ihm geht, unter welchen Bedingungen er lebt, inwieweit er versucht, diese Bedingungen und sein Leben zu verändern.

Vom 17. bis 19. September 2015 fand unter dem Titel SelbstHandeln“ die  5. Merseburger Tagung für systemische Sozialarbeit statt. In mehreren Vorträgen und über 50 Workshops ging es u.a. um Geschichten des Gelingens und des Nicht-immer-ganz-Gelingens, und damit um Methoden, Haltungen und Theorien des Verändern-Wollens: in der Sozialen Arbeit selbst, aber auch in unserer Profession, in unserer Gesellschaft und in der Politik.

Sozialarbeit ist anspruchsvoller als Therapie

Unter diesem Titel haben Ludger Kühling und ich einige Thesen zum professionellen (Selbst)-Verständnis Sozialer Arbeit auf der 3. Merseburger Tagung zur Systemischen Sozialarbeit vorgetragen und in Heft 2/2012 der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung veröffentlicht. Es gab und gibt Zustimmung und Ablehnung in Folgebeiträgen. Der Ausgangsartikel wie auch die Folgebeiträge können hier herunter geladen werden. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich mit einem eigenen Kommentar – abwägend oder zuspitzend, zustimmend oder ablehnend (wir sind an allen Beiträgen interessiert) – an der Diskussion beteiligen und uns Ihre Meinung wissen lassen.

Reden wir über Geld!

Ein Thema, das immer wieder aufkommt, und bei dem viele KollegInnen relativ schnell ins Klagen kommen: SozialarbeiterInnen könnten/sollten/müssten mehr verdienen – aber dazu ist es notwendig, dass wir darüber sprechen: was wir machen, was wir können, was wir verdienen – und was wir eigentlich verdient hätten. Aus diesem Grund möchte ich uns alle auffordern: Reden wir über Geld – darüber, was wir selbst verdienen, was andere verdienen. Vergleichen wir die Gehälter und Einkommen. “Soziale Arbeit ist MehrWert!” war 2009 ein Slogan von ver.di – das gilt immer noch. Aber wir müssen schon selbst für uns eintreten!

Ich erhalte immer wieder Ausschreibungen für SozialarbeiterInnen für Stellen, die überaus schlecht dotiert sind (teilweise mit einem Gehalt von unter 2.400 Euro brutto monatlich). Im Vergleich dazu: Im Öffentlichen Dienst liegt das Einstiegsgehalt für SozialarbeiterInnen bei ca. 3.250 Euro brutto (TVöD SuE 11b, Stand April 2021). Dass es bei Freien Träger weniger gibt, nehmen die Träger, aber auch wir SozialarbeiterInnen ganz selbstverständlich hin, ohne dies in Frage zu stellen oder uns gar dagegen zu wehren. Und wir sollten wissen, wie sich unser Gehalt errechnet, wir sollten die Tarifverträge, nach denen wir bezahlt werden, kennen und verstehen.

ArbeitnehmerInnen dürfen über Ihr Gehalt sprechen, innerhalb und außerhalb der eigenen Einrichtung: Das Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern hat entschieden, dass eine Klausel, wonach der Arbeitnehmer verpflichtet ist, über seine Arbeitsvergütung auch gegenüber Arbeitskollegen Verschwiegenheit zu bewahren, unwirksam ist, da sie den Arbeitnehmer daran hindert, Verstöße gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz im Rahmen der Lohngestaltung gegenüber dem Arbeitgeber erfolgreich geltend zu machen. Darüber hinaus verstößt sie gegen Art. 9 Abs. 3 GG. (Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern 2. Kammer, Urteil vom 21.10.2009, 2 Sa 237/09)

Wer sich informieren will über die bestehenden Tarife oder die Einkommen vergleichen möchte, der kann sich auf der Seite wwww.lohnspiegel.de der Hans-Böckler-Stiftung ausführlicher informieren.

Fangen wir an und reden (mehr) über Geld! Informieren wir uns darüber, was andere verdienen, in der gleichen Einrichtung, im Freundeskreis, in der Öffentlichkeit. Fragen wir bei Bewerbungsgesprächen ganz ungeniert nach der Bezahlung. Und verhandeln – auch dort, wo es scheinbar nichts zu verhandeln gibt. Irgendwann wollen wir doch mal anfangen, etwas zu ändern. Wieso nicht jetzt! Denn: Wir ändern nur etwas, wenn wir etwas tun – das gilt für unsere KlientInnen ebenso wie für uns.

Eine Spurensuche: Professionelle Identität in der Sozialen Arbeit (Filme 2014)

Ein Film von Matthias Stock, Volker Bete und Yamina Eckhardt. Entstanden als Studierendenprojekt an der HTWK Leipzig. Informationen zum Projekt und der Film selbst sind zu finden unter http://www.professionelle-identitaet.de/ (ca. 40 Min.)

Sozialarbeit – ein toller Beruf (Film, 2012)

Ein Film, der in einem studentischen Projekt in einem von mir geleiteten Einführungsmodul 1/1 für das Bachelorstudium Soziale Arbeit im Wintersemester 2012/13 an der Hochschule Merseburg entstanden ist.

Das Projekt sollte die Studienanfänger_innen dabei unterstützen,  die berufliche Motivation von Sozialarbeiter_innen besser wahrnehmen zu können. Unter Berücksichtigung von Gesprächs- und Fragetechniken wurden die Studenten befähigt, einen praktischen Einstieg in ihr beginnendes Studium zu bekommen, und zu den Interviews ermutigt. Sie befragten eine Reihe von Sozialarbeiter_innen in der Region, daneben aber auch ausländische Kolleg_innen (aus England, Finnland und der Schweiz), die an der Tagung „Mind the Gap! – Acht auf den Abstand! Möglichkeitsräume in der systemischen Sozialarbeit“ am 19. Okt. 2012 in Merseburg teilnahmen.  Film ansehen (ca. 10 Min.)

Viele Bunte Steine – Soziale Arbeit – ein Mosaik (Film, 2011)

Ein Film (2011) von Eva-Maria Kühling. Entstanden in der Zusammenarbeit mit den Studierenden des Masterstudiengangs Systemische Sozialarbeit 2009-2011. Film ansehen (ca. 16 Min.)

Was ist Soziale Arbeit? (Toncollage, 2002)

Herwig-Lempp, Johannes, & Sandra Fitz (2002), Was ist Sozialarbeit? Toncollage, CD, 8 Min., Merseburg (FH Merseburg) – anhören

Idee und Text: Sandra Fitz und Johannes Herwig-Lempp, Aufnahme und Bearbeitung: Sandra Fitz, Musik: Stoppok „so einfach ist das“, SprecherInnen: Katharina Brinksmeier, Johannes Herwig-Lempp, Judith Jäger, Jenny Matuschke, Tobias Krumscheidt, Bianca Schubert, Kristin Thieme, Aufnahme: 2002
2013 Hauptschulabschluss Sozialarbeit (Wien)social_workers_change_futures_nasw2011